Einen Blick hinter die Kulissen der Siegener Polizei erhielten jetzt Mitglieder der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft Siegerland-Wittgenstein e.V. (DAG SiWi), denen die Gelegenheit geboten wurde, vom Leitenden Polizeidirektor Wilfried Bergmann aus erster Hand Antworten zu Kriminalität und Sicherheit, aber auch zum Selbstverständnis und zum gesetzlichen Arbeitsauftrag unter dem Bogen des Grundgesetzes zu erhalten. Der behördliche Aufbau mit dem Landrat an der Spitze der Kreispolizeibehörde wurde vorgestellt. Für die meisten Gäste war es überraschend zu erfahren, dass die Einbruchswelle statistisch auf Talfahrt ist, aber Drogendelikte und Betrügereien über Telefon und Internet von der Polizei heutzutage als große Problemfelder angesehen werden. Gemeinhin unterschätzt wird der oft tabuisierte Bereich der häuslichen Gewalt. Hier bietet die Polizei den Betroffenen gezielten Opferschutz an. Auch die geänderte Sicherheitslage nach den Anschlägen des 11. September 2001 und den Amokläufen an deutschen Schulen und der damit einhergehende Paradigmenwechsel in der polizeilichen Arbeit wurden erörtert.
In Augenschein nehmen durften die Gäste die wenig anheimelnden Arrest- und Ausnüchterungszellen, die leider regelmäßig, vor allem an den Wochenenden, immer wieder benötigt werden. Maximal 24 Stunden darf ein solcher Gewahrsam ohne richterlichen Beschluss dauern.
Einem Stresstest wurde die DAG SiWi-Abordnung im polizeieigenen Schießkino unterzogen. Das Gewaltmonopol des Staates, das nur unter den Geboten der Erforderlichkeit und der Verhältnismäßigkeit ausgeübt werden darf, war hier Thema. Angesichts realistisch visualisierter Situationen aus dem Polizeialltag wurde deutlich, welch harten psychischen und physischen Anforderungen die Beamtinnen und Beamten der Polizei ausgesetzt sein können. Körperliche Fitness, Reaktionsschnelligkeit, Allgemeinbildung und charakterliche Integrität sind für den Polizeidienst unerlässlich. Die Rekrutierung geeigneten Nachwuchses ist wie für viele andere Arbeitgeber auch eine der großen Herausforderungen für die Zukunft.
Ein Blick auf den Fuhrpark der Streifenwagen und zivilen Einsatzfahrzeuge rundete die nicht alltägliche Führung durch die beiden miteinander verbundenen Gebäudeteile an der Weidenauer Straße ab.