Siegerländer Wurzeln – 300. Jahrestag (Anniversary) 1714 – 2014 der Ein-wanderung einer Gruppe Siegerländer in Amerika – Feier des Jubiläums unter Beteiligung einer 38 köpfigen Siegen-Wittgensteiner Gruppe in Culpeper (Virginia/USA) – Weiterreise durch vier US-Bundesstaaten und NY
“Back to the roots / Zurück zu den Wurzeln” ist seit einiger Zeit ein stärker werdender Trend bei vielen Amerikanern. Im Jahr 1713 wanderte eine Gruppe von 42 Siegerländer über London nach Virginia (damals noch englische Kronkolonie im heutigen Nordameri-ka) aus, das man 1714 erreichte. Es sind wohl die ersten Auswanderer aus dem Siegerland (der damaligen Grafschaft Nassau-Siegen) in den heutigen USA. Sie waren vom damaligen englischen Gouverneur Alexander Spotswood als Bergbau- und Hüttenspezialisten ange-worben worden, um eine Eisenverarbeitungsindustrie in Virginia aufzubauen. Diese Sie-gerländer gründeten die Kolonie “Germanna” (Germ = Germany, von wo sie herkamen; Anna = der Name der damaligen englischen Königin) als befestigtes Fort an einer Furt am heutigen Rapidan-River. Heutzutage steht in der Nähe des historischen Siedlungsplatzes vor dem „Siegen Forest” (Siegener Wald !) ein Visitor(Besucher)-Zentrum, ver-kehrsgünstig über die Virginia State Street No. 3 (dem „Germanna Highway“!) aus dem Osten von Fredericksburg, ca. zwei Autostunden südwestlich von Washington DC, und aus dem Westen über die Kreisstadt Culpeper mit dem Auto zu erreichen.
Zur Aufarbeitung der Geschichte der Auswanderer und der Familiengeschichten der ersten Siegerländer Auswanderer (sog. „First Colony”) und späterer deutscher Auswan-derer aus dem Kraichgau und auch aus der Pfalz (sog. „Second Colony“) wurde 1956 „The Memorial Foundation of the Germanna Colonies in Virginia“ (abgekürzt “Germanna Foundation”) gegründet, an der auch der in Siegen geborene und aufgewachsene erfolg-reiche New Yorker Investmentbanker und Börsenmakler Ernst W. Flender beteiligt war, der auch später finanzielle Unterstützung zum Kauf von Ländereien um das heutige Visitor Center leistete. Dieses wurde beim Jahrestreffen 2000 eingeweiht – unter An-wesenheit von Diplom-Volkswirt Heinz Prinz aus Köln, ein gebürtiger Siegener, der starkes Interesse an der Arbeit der Founda-tion hatte. In den Jahren 2002 und 2003 wurde ein Gedenkgarten für die Einwandererfamilien zwischen Visitor Center (Foto 1 – durch Anklicken mit der linken Maustaste können Fotos vergrössert u. grössere Fotos “schärfer” wiedergeben werden!) und dem „Siegen Forest“ fertig gestellt.
Im März 2003 reisten die Vizepräsidentin der Foundation (ist dieses bis heute!) Dr. Katharine Brown und ihr Ehemann Dr. Madison Brown (beide leben in Staunton, VA) nach Deutschland, um eine Gruppenreise der Germanna Foundation durch Deutschland zu planen. Die in Deutschland lebenden Mitglieder der Foundation, Heinz Prinz und der Amerikaner Chad Holtzclaw, empfingen sie in Köln und begleiteten sie nach Siegen, wo sie im Lyz empfangen wurden von Kurt Mülln, dem Geschäftsführer des Heimatbundes Siegerland-Wittgenstein (der stv. Vorsitzende und Kreis-dezernent Horst Schneider war an diesem Termin verhindert) und weitere Vertreter der Heimat-vereine der betreffenden Dörfer, aus denen die Auswanderer von 1713 stammten. Die erste Reise der Germanna Foundation nach Deutschland war für die 33 amerikanischen Teilnehmer im Juni 2003 ein großer Erfolg! Bis heutzutage konnte jährlich eine Germanna-Reisegruppe, insgesamt bislang elf amerikanische Reisegruppen der Germanna Foundation (obiges Foto 2), im Kreis Siegen-Wittgenstein empfangen werden und von Vertretern des Heimatbundes Siegerland-Wittgenstein und der 2003 gegründeten Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft Siegenland-Wittgenstein (DAG Si-Wi) sowie nach wie vor bzw. nach Bedarf zu den Stadtteilen und Dörfern Freudenberg, Oberfischbach, Niederndorf, Oberschelden, Trupbach, Eisern, Kaan-Marienborn, Müsen u.a m. mit jeweils deren örtlichen Heimatvereinen und ggfls. Kirchengemeinden sowie inzwischen zu sonstigen Sehenswürdigkeiten begleitet und vielfältige Kontakte zwischen heutigen Siegerländern und Amerikanern geknüpft werden.
Schon frühzeitig hatte die Germanna Foundation in Virginia (VA) die geplanten Feierlich-
keiten „Germanna in America – 300th Anniversary 1714 – 2014“ in einer achtsei-tigen Englisch-sprachigen, bebilderten Programmbroschüre be-worben. Die Siegerländer waren dankbar erfreut, dass diese Broschüre auf dem Titelblatt mit einem ansehnlichen Farbfoto mit Kirchturm und Krönchen der Siegener Nikolai-Kirche auch das hiesige Interesse für dieses 300. Jubiläum weckten! (linkes Foto 3 ) Übrigens besuchten die elf amerikanischen Reisegruppen auf ihrem obligatorischen Siegen-Rundgang bisher allesamt auch die Stadtbild prägende Nikolai-Kirche.
In diesem 300. Jubiläumsjahr in Virginia hatte die DAG Si-Wi mit einem attraktiven Reiseprogramm unter der Leitung ihres Mitgliedes, Rechtsanwalt u. Notar Jörg Becker aus Eisern, ein abwechslungsreiches und attraktives Reiseprogramm „DAG Si-Wi – USA-Sommerreise 2014“ zu einem kostendeckenden Teilnehmerpreis ausgeschrieben. Nach zwei Vorbereitungsabenden starteten schließlich Mitte Juli 2014 = 30 Reiseteilnehmer/innen aus Siegen-Wittgenstein (acht weitere kamen noch in Culpeper hinzu) von Frankfurt mit Zwischenlandung in Reykjavik zunächst zu der US-Bundes-hauptstadt Washington DC.
Zur großen Überraschung der Siegen-Wittgensteiner wurden sie sehr lebhaft vom Vor-stand (Board) der Germanna Fondation im Flughafengebäude des „Dulles International Airport“ begrüßt. Die nächsten beiden Tage waren ausgefüllt mit einer City-Rundfahrt durch Washington DC. Anderntags konnte sich jeder Reiseteilnehmer „seine Sehenswürdigkeiten – auch die weltbekannten Museen“ allein oder in Kleingruppen ansehen – wovon alle rege Gebrauch machten. Zu einem gemeinsamen Abendessen mit dem Vorstand der Germanna Foundation kam man in der Washington gegenüber dem Fluß Potomac liegenden Stadt Alexandria in einer der ältesten US-historischen Taverne „Gadsbys“ zusammen, in der schon George Washington regelmäßig einkehrte – wie überliefert ist.
Auf der Weiterfahrt gab es noch eine ausführliche Stippvisite in „Mont Vernon”, dem Landsitz des ersten US-Präsidenten George Washington.
Nach dem Einchecken im Hotel in der Kreisstadt Culpeper in Virginia für die nächsten fünf Nächte fuhr man auf der State Street No 3, sog. „Germanna Highway“, zum Germanna Visitor Center mit einem Memorial Garden, wo Granitbänke und –tafeln namentlich an die deutschen Vorfahren erinnerten (Foto 4), um beim Picnic unter einem großen Zeltdach (immer-hin schwülwarme ca. 35 Grad!) mit eingeladenen Vertre-tern aus Politik, Wirtschaft, Verwaltung, Soziale Einricht-ungen etc. ins Gespräch zu kommen.
Die nächsten Tage waren ausgefüllt mit drei Ausflügen:
Zunächst der weithin sichtbare bewaldete Gebirgszug „Shenandoah National Park“ (nächstes Foto 5a – Erinnerung: linke Maustaste = grösser klicken!) mit herrlichen Aussichten und dem weltbekannten „Appalachian Trail – ca. 3.500 Km lang“ zu wandern mit phantastischen Fernsichten und Aussichten über die bewaldete grüne Landschaft. Der im Siegerland bekannte, gern gesehene Dolmetscher für die jährlichen amerikanischen Reisegruppen, Dr. Madison Brown, und eine Nationalpark-Rangerin erläuterten die herrliche Natur! Eine Pause mit der Reisegruppe bei der Rangerstation in Big Meadow mit großen Wiesen und Einkehrmöglichkeiten durfte nicht fehlen. (nachstehendes Foto 5b – mit linker Maustaste = grösser klicken! )
Weiter ging es über den Skyland Drive (Höhenstraße) mit vielen schönen Aussichts-punkten zurück nach Culpeper.
Spätnachmittag war der erste offizielle Programmpunkt der Germanna Foundation beim „57th Annual Conference & Reunion – July 17 – 20, 2014“ ein „Welcome Dinner“ auf dem Rasen unter mächtigen alten Bäumen des der Foundation gehörenden Südstaaten-Herrenhauses „Salubria“ – auch am „Germanna Highway“ gelegen. Inzwischen waren acht weitere Siegen-Wittgensteiner hinzugekommem = insgesamt 38 Besucher aus Si-Wi, die sich hier vor dem in Renovierung befindlichen Herrenhaus noch einmal zum Gruppenfoto gestellt hatten! (nachstehendes Foto 6 – zum vergrössern!)
Bei diesem “Welcome Dinner” konnten die Siegen-Wittgenstein- er auch viele Teilneh-mer an den bislang elf „Germanna Germany Trips“ wieder treffen und Kontakte vertiefen. Ein schön warmer, milder Südstaaten-Abend – mit Live-Musik garniert! Zwischenzeitlich war auch der Siegen-Wittgensteiner MdB Volkmar Klein mit seiner Tochter eingetroffen, der mit Germanna-President Marc Wheat befreundet ist.
Am folgenden Tag stand eine ganztägige „Germanna Heritage Tour“ mit mehreren Bussen an, zunächst im Nordwesten und sodann im Südwesten von Culpeper, um auch hier die Spuren der ersten Siedler aus dem Siegerland (First Colony) und dem Kraichgau (Second Colony) (Fotos 7, 8 und 9 untereinander) nachzugehen:
zwei frühe Kirchbauten Little Fork Church (das erste Foto links) – hier siedelten Nachfahren von beiden Colonies und Hebron Lutheran Church – gegruendet 1735 ! (das mittlere Foto) – dort grüßte ein Wandtep-pich mit dem Motiv der Siegener Nikolai-Kirche. Es wurde aber auch ein klassisches Südstaaten-Herren-haus mit ca. 25 Zimmern (der Film „Vom Winde verweht“ ließ grüßen!), am Ende einer Allee und in weitläufigen, gemähten, parkähnliche Wiesen eingebettet, besichtigt und Gespräche mit den Eig-nern geführt, welche Vorfahren in der aus Ober-schelden ausgewanderten Spielmann-Familie haben (das dritte Foto 9 links). Ein anderes museales Südstaaten-Herrenhaus in Madison Town, in dem ein späterer Gouverneur von Virginia als Nachfahre der Kemper-Familie aus Müsen wohnte, wurde auch besichtigt. Dieser ereignisreiche Ausflugstag wurde mit einem Orgelkonzert in der Hebron Lutheran Church beendet.
Am nächsten Tag stand für die Germanna-Mitglieder die eigentliche „Historische & Genealogische Konferenz“ im Großen Hörsaal des Germanna Community College Daniel Technology Center in Culpeper an. Die meisten Siegen-Wittgensteiner Reiseteilnehmer unternahmen stattdessen aber mit den sieben VANs, die in Washington angemietet worden waren und auf Schildern mit d-a Fahnen- und Kreiswappen-Abbildung sowie dem Hinweis auf „Germanna in America“ gekennzeichnet waren (linkes Foto 10), Ausflüge mehrheit-lich nach der bekannten, atmosphärischen Stadt Charlottes-ville, bei der diese Universitätsstadt mit ihrem klassischen amerikanischen Campus und auch mit der lebhaften, dennoch stilvollen Einkaufs- und Fußgänger-Flaniermeile mit Schatten spendenden Bäumen die meisten davon abhielten, zum ehemaligen nahen Landsitz „Monticello“ des 3. Präsidenten der USA und Vater der Unabhängigkeitserklärung / Declaration of Independence, Thomas Jefferson, weiterzufahren.
Abends bei einem Fundraising Banquet lernten die Siegen-Wittgensteiner kennen, wie die pragmatischen Amerikaner auch durch eine sog. „Amerikanische Versteigerung“ not-wendige Gelder für ihre Aktivitäten, z. B. weiteren archäologischen Ausgrabungen, ge-nerieren.
Den letzten Tag in Culpeper (ein Sonntag) konnte mit dem Kirchgang begonnen werden. Mittags fand ein Reunion (Zusammentreffen) mit einem Picnic Lunch statt. Die Siegener Reiseteilnehmer Jörg Becker und Eric Utsch wurden – auch als sehr gut Englisch sprechende Trustees – in den Board of the Germanna Foundation für die nächsten vier Jahre berufen. Horst Schneider legte nach 10 Jahren seine Trustee-Funktion nieder.
In der zweiten Reisewoche ging es nun mit den VANs durch die US-Staaten Maryland und Pennsylvania weiter in die Kreisstadt Lancaster. Hier stand ein Tagesausflug zu den “Amish People“ an, die auch die Siegen-Wittgensteiner ob ihres Lebensstils beeindruckten.. (Foto 11)
Von hier aus ging es durch den östlichen Teil Pennsylvanias zunächst an dem romantischen „Delaware River“ entlang – eine schöne, romant-ische Flußuferfahrt! Neues Quartier wurde nahe der Stadt Princeton im US-Bundesstaat New Jersey bezogen. Von hier aus konnten Ausflüge nach New York mit der Bahn, Philadelphia oder auch die romantische Universitätsstadt Princeton, wo Albert Einstein nach seiner Emigration einige Jahre lebte und forschte, unternommen werden – wovon alle Gebrauch machten. Der „Big Apple New York“ imponierte erwartungsgemäß an erster Stelle. (Foto 12)
Auf der Fahrt zum Rückflug vom John F. Kennedy Airport nach New York wurde noch eine typische Einkaufsstippvisite in einem „Outlet-Stadtteil“ in dem Städtchen Flem-mington unternommen, um Mitbringsel einzukaufen und nach Zuhause mitzubringen.
Eine USA-Sommerreise 2014 der Deutsch-Amerikanischen Gesellschaft Siegerland-Witt-genstein e. V. (DAG Si-Wi), die sowohl bei den Reiseteilnehmern viele Landschaften, den American Way of Life etc. als auch generöse amerikanische Gastgeber mit deutschen Wur-zeln nachhaltige und vertiefte Erlebnisse hinterlassen und auch deutsch-amerikanische Freundschaften geschlossen bzw. vertieft haben!
Kompliment und Danksagung:
Es war eine sehr interessierte Reisegruppe in guter Stimmung, die allesamt auch sehr gute Siegen-Wittgensteiner Botschafter beim 300th Anniversary 1714 – 2014 der befreun-deten Germanna Foundation waren! Besonderen Dank gilt unserem Mitglied der DAG Si-Wi und Reiseleiter Jörg Becker, für seine hervorragende Reiseplanungen, seine um-sichtige Reiseleitung mit sehr sachkundigen Kenntnissen von Land & Leuten sowie – für alle Mitreisenden – eine solide Finanzplanung, aber auch seine sehr guten Englisch-Kenntnisse. Noch einmal bei dieser Gelegentheit: Ein herzliches anerkennendes Danke-schön! Beispielhaft sollen aber Werner Hoffmann-Gassner’s Kostümbeiträge als Herold und seine geschätzten Wappenproduktionen über die Herkunftsorte der deutschen Vorfahren mit ebenso einem Dankeschön erwähnt werden. Last but not least: Wir waren sehr beeindruckt von unseren generösen Gastgebern – des Board of the Germanna Foundation und deren stolzen Helferschar, denen wir jeweils in einer Englisch-sprachigen Email nochmals unseren herzlichen Dank für die Gastfreundschaft ausgesprochen haben! Wir haben uns sehr wohl gefühlt bei unseren Freunden der Germanna Foundation!
Siegen, 10. August 2014 – Verfasser: Horst Schneider, Siegen
Fotos stellten folgende Reiseteilnehmer/innen dankenswerter Weise zur Verfügung:
Werner Hoffmann-Gassner, Leni Hoffmann, Bernd Julius, Jutta Plaschke und Hedi Schäfer.