Traditionell am letzten Donnerstag im November wird in den USA der überkonfessionelle Thanksgiving Day gefeiert – als allgemeines Friedens- und Erntedankfest, welches von den Pilgervätern 1621 nach der ersten Ernte in der Kolonie Plymouth im heutigen US-Staat Massachusetts erstmalig begangen wurde. Auch auf dem alten Kontinent greift man die-sen Brauch in Würdigung der Verbundenheit mit der „Neuen Welt” gerne auf. Mit gut achtzig Gästen konnte die Deutsch-Ameri-kanische Gesellschaft Siegerland-Wittgen-stein (DAG-SiWi e.V.) für die mittlerweile schon zur Traditionsveranstaltung avan-cierte Thanksgiving-Feier im Hotel Pfeffer-mühle einen Teilnahmerekord verbuchen. Gäste aus den US-Staaten Alabama, North Carolina und Tennessee zeigten sich beein-druckt von der gelebten deutsch-amerika-nischen Freundschaft und der Authentizität des Menüs, bestehend aus dem obligator-ischen Truthahn, Süßkartoffeln, Mais und einem mit Ahornsirup versüßten Kürbiskuchen als Dessert.
Die Tische waren stilecht dekoriert mit „Stars and Stripes”-Wimpeln und leuchtendem Herbstlaub als Reminiszenz an die Farbenpracht des Indian Summer der Neuengland-staaten. Jörg Müller, Präsident der Gesellschaft, blickte in seiner Ansprache noch einmal auf die Höhepunkte des ablaufenden Jahres zurück. In erster Linie war hier die „Conven-
tion” zu benennen, das große Delegierten-treffen aller Deutsch-Amerikanischen Ge-sellschaften des Bundesgebietes, welches Ende Mai erstmalig in Siegen stattfand. Zu den weiteren Höhepunkten zählten 2014 die drei Besuche des USKonsuls aus Düssel-dorf, Stephen A. Hubler, in Siegen sowie die Eröffnung der vom German-American Heri-tage Museum in Washington (D. C.) konzi-pierten Wanderausstellung „Auswanderung nach Amerika: Ein Blick zurück” im Siegener Kreishaus, die sich mit der Wirkungsgeschichte der mehr als 7 Millionen deutschen Aus-wanderer in den Vereinigten Staaten beschäftigte. Noch einmal wurden Passagen der Eröffnungsrede zur Ausstellung, gehalten von Rüdiger Lentz, dem Leiter des renom-mierten Aspen Instituts (Berlin), ins Gedächtnis gerufen. Lentz wurde kürzlich mit der nach dem ehemaligen West-Berliner Stadtkommandanten benannten Lucius D. Clay-Medaille für besondere Verdienste um die deutsch-amerikanische Freundschaft ausge-zeichnet – gerade angesichts des 25. Jahrestags des Mauerfalls eine besondere Ehre. Zum Abschluss seiner Rede bat Müller noch um finanzielle Unterstützung der Siegener Cheer-dance-Gruppe „Coronette Dancers”, deren Name sich auf das Siegener Wahr-zeichen, das „Krönchen” bezieht, und die als deutscher Vizemeister im Cheerdance schon an den Welt-meisterschaften in Florida teilnehmen durften.
Horst Schneider, Ehrenpräsident der Gesellschaft, berichtete von der im Sommer stattge-fundenen Reise der Siegerländer und Wittgensteiner nach Culpeper (Virginia), die mit dem Besuch der ehemaligen Siedlung Germanna verbunden war, die auf 42 Siegerländer – überwiegend Bergbau- und Hüttenspezialisten -, die vor 300 Jahren auswanderten, zu-rückgeht. Die Gegend in den Blue Ridge Mountains war aufgrund ihrer Erzvorkommen bedeutsam. Vermutlich nach Siegerländer Bauart ist um 1716 in Germanna ein technolo-gisch fortschrittlicher Hochofen errichtet worden. Die ersten Auswanderer aus der Graf-schaft Wittgenstein-Hohenstein hingegen, darunter auch die Schwarzenauer Wieder-täufer, siedelten sich in den 1720er Jahren hauptsächlich in Pennsylvania an.
Der Geschäftsführer der DAG-SiWi, Volker Schüttenhelm, dankte nach dem Vortrag über die USA-Reise herzlich dem Vereinsmitglied Jörg Becker (Siegener Rechtsanwalt und Notar), der die Reise von Anfang bis Ende organisierte.
Damit die transatlantischen Beziehungen gerade von der jüngeren Generation nachhaltig mit Leben gefüllt werden, unterstützt die DAG-SiWi Studierende jährlich in Form eines Austauschprogramms, welches es je einem/einer Studierenden aus den USA und aus Deutschland ermöglicht, im jeweils an-deren Land für zwei Semester zu studie-ren. Aktuell studiert Delisha Duran aus Chatta-nooga im US-Staat Tennessee in Siegen mit Unterstützung der DAG-SiWi Germanistik und Politikwissenschaften. Die junge Dame stellte sich der interessierte Gästeschar vor.
Außerdem prämiert die DAG-SiWi jährlich zum Schuljahresende drei Jahresarbeiten von Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe II, die sich mit einem amerikarelevanten Thema auseinandersetzen, mit Geld- und Sachpreisen.