Traditionell am vierten Donnerstag im November wird in den USA der überkonfessionelle Thanksgiving Day gefeiert – als allgemeines Friedens- und Erntedankfest, zu dessen Ursprüngen es nur eine unzureichende und zuweilen widersprüchlich diskutierte Quellenlage gibt. Als gesichert gilt die Tatsache, dass von den aus England stammenden Pilgervätern 1621 nach der ersten Ernte in der Kolonie Plymouth im heutigen US-Staat Massachusetts erstmalig das Fest begangen wurde. Auch auf dem alten Kontinent greift man diesen Brauch in Würdigung der Verbundenheit mit der „Neuen Welt“ gerne auf.
Mit gut achtzig Gästen konnte die Deutsch-Amerikanische Gesellschaft Siegerland-Wittgenstein (DAGSiWi) mit der mittlerweile schon zur Traditionsveranstaltung avancierten Thanksgiving-Feier abermals den Spiegelsaal im Hotel Pfeffermühle an seine Kapazitätsgrenzen bringen. Gäste aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein und dem Umland sowie in Siegen studierende US-Amerikaner zeigten sich beeindruckt von der gelebten deutsch-amerikanischen Freundschaft und der Authentizität des Buffets, bestehend aus dem obligatorischen Truthahn, Süßkartoffeln, Mais und einem mit Ahornsirup versüßten Apfelkuchen als Dessert.
Die Tische waren stilecht dekoriert mit „Stars and Stripes“-Wimpeln und Blumengestecken in den Farben der Vereinigten Staaten. Volker Schüttenhelm, Präsident der Gesellschaft, blickte in seiner Ansprache noch einmal auf die Höhepunkte des ablaufenden Jahres zurück. In erster Linie war hier der Besuch des amtierenden Generalkonsuls aus Düsseldorf, Michael R. Keller, im Mai zu benennen. Auch erinnerte Schüttenhelm an die Teilnahme einer Siegener Abordnung am Bundestreffen („Convention“) des Dachverbands der Deutsch-Amerikanischen Clubs in Deutschland, VDAC, welches im September in München stattfand. Aus Anlass der Convention war der ehemalige Europaparlamentarier und Bundestagsabgeordnete Friedrich Merz mit der Lucius D. Clay-Medaille für besondere Verdienste um die deutsch-amerikanische Freundschaft ausgezeichnet worden. Merz war, ebenso wie einige Vertreter der DAGSiWi, kürzlich Teilnehmer des alle vier Jahre aus Anlass der US-Präsidentschaftswahlen im Düsseldorfer Generalkonsulat stattfindenden „Election Breakfast“.
Der frühere Siegener Landrat Paul Breuer, seines Zeichens Mitbegründer und Ehrenmitglied der DAG SiWi, wandte sich mit einer Grußbotschaft an die Anwesenden. In seiner Rede unterstrich er die Bedeutung der Freundschaft zu den USA, der die Deutschen – über alle Tagespolitik hinweg – in Bezug auf ihre Lebensverhältnisse und ihre politisch-institutionelle Verfasstheit bis heute viel zu verdanken haben.
Rebecca Rosmüller, Abiturientin am Gymnasium Kreuztal und Preisträgerin 2016 der DAGSiWi für die beste Jahresarbeit zu einem Thema mit transatlantischem Bezug, erhielt einen Buchpreis mit Widmung des US-Generalkonsuls. Sie referierte in englischer Sprache über ihre Reiseeindrücke aus verschiedenen US-Staaten und erläuterte die kulturgeschichtlichen Ursprünge von Thanksgiving.
Sandra Harnischmacher, Lehrerin am Evangelischen Gymnasium, berichtete in Wort und Bild über den erfolgreich praktizierten Schüleraustausch mit zwei christlichen High Schools in St. Paul (Minnesota) und St. Croix (Wisconsin) in der Metropolregion Minneapolis. Die interessierten Gäste in der Pfeffermühle staunten nicht schlecht, als sie erfuhren, dass es in New Ulm (Minnesota) sogar ein Hermannsdenkmal, das an die berühmte Hermannsschlacht im Teutoburger Wald erinnert, gibt.
Ein Novum bei der Traditionsveranstaltung war die Versteigerung verschiedener Raritäten zugunsten des Vereins. Bedeutendstes Los war hier die Fotografie eines Weißkopfseeadlers, des amerikanischen Wappentieres. Dem ebenfalls anwesenden Siegerländer Fotografen Guido Kettner war diese spektakuläre Nahaufnahme bei einer seiner zahlreichen Alaska-Reisen gelungen. (Text: Eike Jungheim)