Traditionell am vierten Donnerstag im November wird in den USA der überkonfessionelle
Thanksgiving Day gefeiert – als allgemeines Friedens- und Erntedankfest, zu dessen
Ursprüngen es nur eine unzureichende und zuweilen widersprüchlich diskutierte
Quellenlage gibt. Als gesichert gilt die Tatsache, dass von den aus England stammenden
Pilgervätern 1621 nach der ersten Ernte in der Kolonie Plymouth im heutigen US-Staat
Massachusetts erstmalig das Fest begangen wurde. Auch auf dem alten Kontinent greift
man diesen Brauch in Würdigung der Verbundenheit mit der „Neuen Welt“ gerne auf.
Mit knapp siebzig Gästen konnte die Deutsch-Amerikanische Gesellschaft Siegerland-
Wittgenstein mit der mittlerweile schon zur Traditionsveranstaltung avancierten Thanksgiving-Feier im Spiegelsaal des Hotels Pfeffermühle abermals eine kulinarische mit einer völkerverbindenden Mission verbinden. Gäste aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein und dem Umland sowie ausländische Studierende sowohl aus den USA als auch aus Russland zeigten sich beeindruckt von der gelebten deutsch-amerikanischen Freundschaft und der Authentizität des Buffets, bestehend aus dem obligatorischen Truthahn mit Currysoße, Süßkartoffeln, Mais und einem mit Preiselbeeren versüßten Apfelkuchen als Dessert.
Die Tische waren stilecht dekoriert mit „Stars and Stripes“-Wimpeln und Blumengestecken in den Farben der Vereinigten Staaten. Volker Schüttenhelm, Präsident der Gesellschaft, blickte in seiner Ansprache noch einmal auf die Höhepunkte des ablaufenden Jahres zurück. In erster Linie war hier der Besuch des amtierenden Generalkonsuls aus Düsseldorf, Michael R. Keller, im Oktober zu benennen. Auch erinnerte Schüttenhelm an die Teilnahme einer Siegener Abordnung am Bundestreffen („Convention“) des Dachverbands der Deutsch-Amerikanischen Clubs in Deutschland, VDAC, welches im Oktober in Bamberg stattfand. Aus Anlass der Convention war der Basketballer Dirk Nowitzki, der als erster Deutscher die NBA-Basketballmeisterschaft in den USA gewann, mit der Lucius D. Clay-Medaille für besondere Verdienste um die deutsch-amerikanische Freundschaft ausgezeichnet worden.
Ebenfalls erinnert wurde an den Besuch einer Gruppe der „Memorial Foundation of the
Germanna Colonies in Virginia“ im Siegerland im Juni. In der „Germanna Foundation“ sind seit über 50 Jahren die Nachfahren der ersten Siegerländer Auswanderer von 1714-1750 organisiert.
Nicht unerwähnt bleiben durfte ferner die Prämierung von Schülerfacharbeiten mit USA-bezogenem oder transatlantischem Inhalt, die ebenfalls im Juni stattfand. Gewinnerin war hier – neben weitren Preisträgerinnen – die Gymnasiastin Laksaini Visvabalan
(Neunkirchen).
Dean A. Woodrow, Austauschstudent aus Philadelphia, der derzeit zu einem einjährigen
Studienaufenthalt in Siegen weilt, referierte in englischer Sprache über die Ursprünge von
Thanskgiving und die Besonderheiten des Fests für seine Familie. Dass zu Thanksgiving
oftmals regelrechte Sippentreffen stattfinden mit mehreren Dutzend Familienangehörigen, von denen nicht wenige nach dem Truthahnessen die traditonell an diesem Tag stattfindenden sportlichen Großereignisse im Fernsehen verfolgen, war für etliche der deutschen Gäste wohl eher überraschend.
Sandra Harnischmacher, Lehrerin am Evangelischen Gymnasium, berichtete in Wort und
Bild über den erfolgreich praktizierten Schüleraustausch mit zwei christlichen High Schools in der Metropolregion Twin Cities (Einzugsgebiet von Minneapolis und St. Paul/Minnesota und St. Croix/ Wisconsin).
Die passionierten USA-Reisenden und Fotografen Helge und Susanne Meiswinkel
(Flammersbach) ließen die Festgäste visuell an ihren Reiseerlebnissen abseits der
ausgetrampelten Touristenpfade teilhaben. Mit atemberaubenden Fotos erzählten sie von
Reiseerlebnissen, die sich ihnen weit außerhalb von Las Vegas in der Wildnis der USBundesstaaten Nevada und Arizona boten. Wildnis ist hier, etwa rund um den Lake Mead, dem wichtigsten Stausee der USA, wörtlich zu nehmen: Durchaus kann es vorkommen, dass durch ein Unwetter eine unbefestigte Straße schlichtweg hinfortgespült wurde, ohne dass eine ausgeschilderte Umleitung für die komfortable Fortführung der Reise sorgen könnte. Berührender Höhepunkt ihrer diesjährigen Reise war für das Ehepaar Meiswinkel die Möglichkeit, an einem Powwow, einer traditionellen Ratsversammlung indianischer Stämme, teilnehmen zu können. Dass es sich hierbei um eine ethnisch wie spirituell unvergleichliche Veranstaltung fern jedweder Touristenfolklore handelt, wurde anhand ausgewählter Bilder deutlich. Bemerkenswert fanden die interessierten Gäste in der Pfeffermühle auch die Tatsache, in welch selbstverständlichem Maße bei den „First Nations“, den Ureinwohnern Amerikas, schamanisches Erbe und materielle Konsumkultur, ethnische Autonomie und amerikanisches Nationalbewusstsein eine Synthese darstellen,
in der alle Widersprüche von einer Klammer des Gemeinschaftsgefühls umfasst werden.